Während der Berufsschule wird einem klassisches Projekt-Management eingetrichtert und immer wieder betont wird, wie wichtig das doch wäre. Dabei wird natürlich nach dem Wasserfallmodell vorgegangen, Gantt-Diagramme gezeichnet (wer braucht bei einer IT-Ausbildung schon Rechner?), mit Netzplänen die Dauer einzelner Schritte in Tagen ausgerechnet (von Hand wohlgemerkt, dementsprechend falsch sind die dann auch meistens) oder die Schüler auf andere Weise mit Dingen malträtiert werden, die zunehmend für die Software-Branche als unbrauchbar betrachtet werden.

Bei Software-Projekten nach dem Wasserfallmodell vorzugehen, hat sich immer wieder als nicht praktikabel herausgestellt. Für Bau-Ingenieure, bei denen sich alles vorher planen und ausrechnen lässt, mag das wunderbar funktionieren.

In der Software-Entwicklung lässt sich aber nun mal nichts vollständig planen. Schon gar nicht zeitliche Angaben, wie sie die IHK für das Projekt auf eine halbe Stunde genau will.

Unvorhergesehene Dinge treten immer auf. Dabei können ganze Lösungsansätze vollkommen eliminiert werden und die Arbeit von Tagen, manchmal sogar Wochen war vergebens.

Oft verursachen selbst keine Fehler große Verzögerungen. Darum versagen klassische Modelle. In solchen Situationen sind sie zu starr und erlauben keine angemessene Reaktion, um das Problem schnell anzugehen. Seit mittlerweile 20 Jahren werden Alternativen entwickelt bzw. setzen sich zunehmend durch.

Agil arbeiten

Als Software-Projekte immer größer bzw. komplexer wurden und damit auch die Probleme durch klassisches Projektmanagement, entstanden die Überlegungen zu agilen Entwicklungsmethoden. Sie sind deutlich flexibler und leichtgewichtiger als klassische Prozesse und widmen sich auch den sozialen Aspekten der Software-Entwicklung.

An dieser Stelle tiefer in das Thema einzusteigen, würde den Rahmen deutlich sprengen, daher verweise ich auf die Blogs meiner Kollegen Dominik Jungowski und Peter Roessler sowie Agile42.

Auch wenn ich erst seit dem Wechsel zu Chip Online mit agiler Entwicklung in Berührung gekommen bin, möchte ich nicht mehr darauf verzichten.

Ich durfte vorher oft genug erleben, wie herkömliche Methoden versagt haben und mir als Programmierer nur Steine in den Weg legten, während agile Methoden Spaß machen und darauf ausgelegt sind, dass ich meine Arbeit angenehmer und besser erledigen kann.

Genau darum verstehe ich auch nicht, warum während der Ausbildung Dinge gelehrt werden, die in jeder größeren längst Software-Schmiede abgeschafft wurden.

Zumal es auch öfter der Fall sein dürfte, dass Auszubildende eigentlich agil in ihrem Betrieb arbeiten, aber in der Berufsschule mit klassischem Projektmanagement konfrontiert werden.

Man sollte noch darauf im Lehrplan eingehen, aber als Negativbeispiel um die Vorteile agiler Entwicklung aufzuzeigen.

Ich wage sogar zu behaupten, dass ein Auszubildender aus unserem hausinternen Workshop zu agilen Methoden innerhalb eines Tages mehr mitnehmen kann, als nach den 60 Tagen Berufsschule des ersten Jahres, in denen Projektmanagement, Wasserfallmodell & Co über sie herfallen.

Übrigens: auch den Lehrern könnte etwas mehr Agilität nicht schaden. Es ließen sich ganz andere Wege beschreiten, die Spaß machen und den Schülern Wissen viel effektiver bzw. dauerhaft vermitteln können … aber das ist ein anderes Thema, über das ich evtl. in einem weiteren Eintrag genauer eingehen werde.